Der Entdecker von Filitosa

Charles-Antoine Cesari – Die treibende Kraft von Filitosa

1946 bewirtschaftet Charles-Antoine Cesari in Filitosa (am Unterlauf des Taravo-Tals) ein etwa 50 ha großes Landgut. Er stammt aus dem Dorf Cozzano am Oberlauf des Flusses Taravo. Der Ort hat ihn seit jeher fasziniert. Mitten in einer Hügellandschaft ragt ein Felsvorsprung gleich bei dem Bach Sardelle hervor, inmitten eines Eichen- und Olivenwaldes.

Sehr schnell stößt er am Fuße des Hügels beim Urbarmachen auf hier und dort verstreute massive Granitblöcke. Diese Entdeckung ergreift ihn und zieht ihn in seinen Bann. Mithilfe seiner Arbeiter hebt er die grauen Steine an und steht plötzlich einem „steinernen Menschen“, wie er sie später nennt, gegenüber. Einer der Arbeiter schlägt vor, diese „alten Steine“ aneinander zu binden, damit sie als Zaunpfähle das Grundstück beschützen. Charles-Antoine Cesari schaut die menschlichen Umrisse aus einer längst vergangenen Zeit eindringlich an und erwidert mit seiner tiefen Stimme:

„Ich habe einen Menschen noch nie in Ketten gelegt, ich werde jetzt nicht mit diesem steinernen Menschen damit anfangen.“

Die Information über den Fund in Filitosa erreicht Pierre Lamotte, den damaligen Leiter des staatlichen Archivs von Korsika. Er ist der erste, der sich wirklich mit der Entdeckung befasst, bis dahin gab es kein Interesse an der Vorgeschichte der Region.

1839, ein Jahrhundert zuvor, bereiste Prosper Mérimée Korsika im Auftrag der Regierung. Als oberster französischer Denkmalschützer wurde er von Paris entsandt und durchquerte Korsika auf einem Esel, um ein Inventar archäologischer Stätten aufzustellen. Filitosa und der befestigte Felsvorsprung blieben dabei unerwähnt. Ohne es zu wissen, ritt Mérimée an der bedeutendsten archäologischen Entdeckung Korsikas vorbei.

Diese Anekdote sprach nicht gerade für Charles-Antoine Cesaris Entdeckung. Aber seine Intuition, seine Hartnäckigkeit und sein unerschütterlicher Glaube brachten die Dinge ins Rollen. Aus Unkenntnis wurde Anerkennung, dank einer entscheidenden Begegnung, aus der eine tiefe Freundschaft hervorging.